Der deutsche Boxer
Alexander der Große brachte große, doggenartige Hunde aus Indien mit; sie bildeten wahrscheinlich die Ausgangsbasis für die Zucht der Molosser. Später wurden solche Hunde auch an die Römer weiter gegeben und galten als unbesiegbar, bis im 3 Jahrhundert nach Christus britannische Doggen auftauchten. Diese waren stärker und hatten ein breiteres Maul. Sie wurden mit den Molossern gekreuzt und aus ihnen wurden die Mastiffs gezüchtet. Aber auch die Kelten hatten bereits vor der römischen Besatzungszeit schwere große Hunde, die sie neben der Verteidigung von Hab und Gut auch für die Jagd auf Wildschweine und Bären benutzten. Von dieser Verwendung erhielten sie auch ihren Namen: Sau- und Bärenbeißer. So wurden in ganz Europa und Britannien starke breitmäulige Hunde gezüchtet, je nach Verwendung von kleiner oder großer Gestalt. Aus dieser Zucht entstand in Mitteleuropa der Große oder Danziger Bullenbeisser, und der Kleine oder Brabanter Bullenbeisser. Der Danziger Bullenbeisser fand im Norden Deutschlands oder Polens zur Jagd auf Großwild seine Verwendung während sich der Brabanter Bullenbeißer durch seine Wendigkeit und mittlere Größe besser für die Jagd auf Wildschweine eignete. Als unmittelbarer Vorfahre des Boxers gilt dieser Kleine bzw. Brabanter Bullenbeißer.
Bild vom Bullenbeißer
Durch die Kreuzung mit der importierten englischen“ Bulldog“, die damals dem Bullenbeißer sehr ähnelte, erhielt der Bullenbeißer sein schweres Gebäude, den kurzen massigen Kopf und die weiße Farbe.
Mit der französischen Revolution ging die Auflösung der Fürstentümer in Deutschland einher und damit ging auch die Zucht der Hunde für die Jagd zurück. Der Bullenbeißer fand dann neue Verwendung als Hund der Gastwirte und Helfer der Metzger beim Viehtreiben, da er die besondere Fähigkeit hatte Bullen zu stoppen und zurück in den Stall zu treiben.
In der zweiten Hälfte des 18.Jahrhundert begann in Deutschland die Rassezucht. Der Name Deutscher Boxer taucht erstmals zwischen 1860 bis 1870 auf. Dank der Bemühungen der Pioniere und Liebhaber der Rasse , Roberth, König und Höppner, die verschiedensten Typen, die alle unter der Bezeichnug Boxer liefen, zur Reinzucht zu bringen, wurde 1895 der Münchner Boxerklub gegründet.
Friedrich Robert mit Boxer
Boxerklub München: Gruppenbild aus dem Gründungsjahr 1895.
Alts Scheckin, genannt nach ihrem gefleckten Aussehen. (Mehr als ein Drittel weiß mit schwarzen (wahrscheinlich) unregelmäßigen Abzeichen. Scheckin war die Nummer 50 im Stammbuch der Boxer. Sie paarte sich im Jahre 1895 mit Dr. Toenniessen´s Tom, einem weißen Bulldog und warf unter anderen die Mutter von Mühlbauer´s Flocki. Deutlich ist die gedrungenen Form zu sehen, die auch heute noch bei mehrheitlich weißen Boxern vorhanden ist.
1905 wurden erstmals auf der St. Bernhard-Schau-München in der Versuchsklasse auch Boxer ausgestellt, wobei „Mühlbauer´s Flocki“ (Bild) den 1. Preis gewann.
Der Standard für den Deutschen Boxer wurde 1905 aufgestellt. Er ist der Massstab für Züchter und Richter. Der erste Satz dieses frühen Standards von 1905 beschreibt immer noch perfekt unseren heutigen Boxer: Das äußere Erscheinungsbild zeigt einen kompakten, stämmigen, soliden und lebhaften Hund, der stolz dasteht und sich auf geraden gesunden Beinen vorwärts bewegt.
1904 wurde das erste Stammbuch des Boxer-Klubs herausgegeben. Jeder Hund, der die Note LE (lobenswerte Erscheinung=gut) erhielt wurde ins Zuchtbuch eingetragen.
Auf der Ausstellung im Gründungsjahr des Münchner Boxerklubs wurden ca. 50 Boxer gezeigt. Es war also eine gewisse Breite an Zuchttieren vorhanden, die Blutlinien aller heutigen Boxer gründen sich aber fast ausschliesslich auf folgende 4 Boxer:
Rüde Wotan , geb.15.05.1900, DZB 46, gestromt, mit schlechter Hinterhand, aber typischem Kopf
Rüde Flock St. Salvator , geb.26.02.1895, DZB 14, gelb, war im Gebäude ein Repräsentant des Zukunftstyps "Deutscher Boxer". Höhergestellt als die damaligen Boxer vereinte er Kraft und Adel.
Hündin Mirzel , DZB 44, rotgelb.
Hündin Meta v. d. Passage , geb. 2.11.1898, DZB 30, eine Scheckenhündin mit grosser Fruchtbarkeit, die in Verbindung mit den beiden Rüden hervorragende Nachzucht brachte.
Meta von der Passage (DZB 30) spielte die wichtigste Rolle von den 5 ursprünglichen Vorfahren. Die Spur unserer Boxerahnen führt direkt zurück zu dieser Hündin. Sie war im wesentlichen so gebaut: niedrig, braun gefleckt, teilweise weißfarbig, mit sehr kleinem Unterkiefer und sehr großem Lippenwulst.
Die Verpaarung dieser vier Hunde miteinander und deren Nachkommen in Inzucht untereinander bildeten die Grundlage für die künftige Zucht. So ging z. Bsp. aus der Verpaarung von „Meta v. d. Passage“ mit „Flock St. Salvator“ der Rüde „Hugo von der Pfalzgau“ hervor, der der Urgroßvater von „Rolf vom Vogelsberg“ war. Auf „Rolf vom Vogelsberg“ wiederum wurde die berühmte Zucht "v. Dom" (F. Stockmann) aufgebaut.
Hugo von der Pfalzgau (DZB 85 WT 25.04.1900)
Rolf vom Vogelsberg (DZB 1183 WT 06.07.1908)
Der 1905 aufgestellte Standard wurde 1920 gründlich überarbeitet. 1925 wurden schwarze und weiße Boxer ausgeschlossen und 1938 auch die Schecken. 1987 kam das Kupierverbot der Ohren hinzu und 1998 das Verbot Kupier-verbot der Rute. In Deutschland ist das kupieren der Rute seither nur aus medizinischen Gründen noch möglich.
Seine offizielle Anerkennung als Gebrauchshund fand der Boxer im Jahr 1924 in Jena unter Rittmeister Max von Stephanitz (* 30. Dezember 1864 in Dresden; † 22. April 1936 ebenda).